von Dr.med. Karl Konrad Windstosser
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II. | Allgemeiner und historischer Teil |
"Man spricht von unserem Zeitalter als dem
wissenschaftlichen. Tatsächlich ist es nur das der Technnologie. Die
vielgerühmte Eroberung der Natur drückt nur unseren Größenwahn aus
und ist eitel Humbug. Wir sollten vielmehr zur Demut zurückkehren, auf
daß die Zeit größeren Gehorsams anbreche. Die Natur ist unerbittlich
und hält nichts geheim. Wir aber sind blind dafür durch unsere
Selbstgefälligkeit.“ Peckham-Forscher SCOTT WILLIAMSON in SCIENCE, SYNTHESIS and SANITY 1964 „Die Zeit ist reif, die durch nichts
gerechtfertigte Überheblichkeit aufzudecken, mit der das
medizinisch-wissenschaftliche Establishment die ganzheitlichen Ansätze
in der Krebsbekämpfung unterdrückt." "Wissenschaftliche Medizin ist nicht
identisch mit naturwissenschaftlicher Medizin". Die Frage des Wissenschaftlichkeits-Anspruches der Medizin, mit den Grundlagen der Forschung eng zusammenhängend, wurde bereits in Abschnitt l. ausführlich diskutiert. Dem folgten weitere Beiträge zum gleichen Thema, ebensolche werden weiterhin folgen. Dieser Maßstab wird nun auch bei der Erörterung der Krebsforschung anzulegen sein. Schon der Begriff "Naturwissenschaft" hat im Laute der Jahrhunderte seinen ursprünglichen Sinn verloren. GOETHE war einer der wenigen, die sich die Fähigkeit bewahrt haben, die Natur zwar in allen Einzeiheiten zu betrachten, aber gleichzeitig ganzheitlich zu erleben. Die engen Gleise der heutigen wissenschaftlichen Forschung wurden schon vor GOETHE von einigen zu ihrer Zeit berühmt gewordenen Forscher, Denker und Philosophen des 17.und 18. Jahrhunderts gelegt wie GALILEI (1564 - 1642), DESCARTES (1596 - 1650), NEWTON (1643 - 1727), KANT (1724 - 1804) u.a. Diese forderten als Norm der Wissenschaftlichkeit die Ausschaltung allen Abstrakten und subjektiv Empfindungsgemäßen und ließen nur gelten die objektive Beobachtung des Konkreten und die daraus abgeleiteten punktuellen oder linearen Folgerungen, ausdrückbar in Maß und Zahl. In der Medizin und in der medizinischen Forschung wirkte sich dieser Purismus aus in Form der zum Dogma erklärten Reduktion des Krankheitsgeschehens auf die typischen pathologischen Veränderungen unter betontem Verzicht auf die fast als "störend" empfundenen, aber doch das eigentliche Leben darstellenden und bedingenden, ineinander verflochtenen und sich gegenseitig durchdringenden seelisch-geistig-leiblichen Wesenheiten des Menschen. Das Streben nach reiner Sachlichkeit und Vernunft führte zu den die heutige Lehrmedizin beherrschenden monoman-linearen Denkmodellen, deren Paradebeispiel, die Zellular- und Lokalpathologie VIRCHOWs, uns hier in ihrer negativen Bedeutung immer wieder beschäftigen wird. Die medizinische Forschung und Therapie verfielen dem Irrtum, eine im Bereich der Mechanik, Physik und Chemie gültige Denk- und Vorgehensweise bedenkenlos auf das lebendige Netzwerk des menschlichen Organismus übertragen zu dürfen. Sie verlor dadurch die Fähigkeit zur Erkenntnis biologischer Mehrdimensionalität, Vielfältigkeit und ganzheitsbedingter Zusammengehörigkeit, außerdem das so wichtige Einfühlungsvermögen und persönliche Krankheitserlebnis in der Begleitung des Kranken durch alle Höhen und Tiefen dessen Schicksals, wodurch sich der Arzt vom Medizintechnokraten unterscheidet und die zum eigentlichen magischen Arzttum erforderliche (…) An dieser Stelle sei der zunehmenden Kritik an den heute üblichen Methoden des Wirksamkeitsnachweises pharmazeutischer Präparate Raum gegeben. Die dazu vorzugsweise verwendeten Tierversuche fanden nicht nur auf Grund ihrer ethischen Bedenklichkeit, sondern auch wegen ihrer häufigen Inkompetenz bzw. oft irreführenden, mit dem Menschen inkomparablen Ergebnisse seit jeher vielfach Ablehnung. Hier nur zwei Zitate aus Veröffentlichungen der jüngsten Zeit, die sich auf nüchterne Tatsachen stützen: "Nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft sind objektive Vorhersagen für den Menschen aufgrund von Tierversuchen nicht möglich. Bezüglich des Tierversuches steht die EG-Richtlinie im Widerspruch zur Naturwissenschaft und zur Methodenlehre der Statistik.“ [17]. „Es gibt keinen unzuverlässigeren Test für neue Medikamente als den Tierversuch. Die sogenannten Gesundheitsbehörden und Forscher wissen das auch ganz genau. Tierversuche - man kann es nicht oft genug wiederholen - haben nur eine Alibifunktion. Sie können gar keine Antwort geben oder - schlimmer - führen, was die Wirkung auf den Menschen anbelangt, zu falschen Resultaten. Von dieser Regel gibt es keine Ausnahme!" [33]. Besonderer Erwähnung bedarf hier nochmals die bereits in 1.1 und 1.2 angesprochene Krebsforschung unter Einbeziehung von Labortieren. Man schätzt, daß trotz einschränkender Verordnungen und beginnender Umstellung der Institute auf tierfreie Forschung immer noch jährlich etwa eine Million von Tieren aller Art allein in Deutschland für solche Vorhaben geopfert werden. Die Gegner der Experimente an Tieren können handfeste Einwände vorbringen. Jedes Tier, auch das nach bestimmten genetischen Gesichtspunkten gezüchtete oder ausgewählte, bringt dem Krebs gegenüber bessere Abwehr- und Heilkräfte mit als der Mensch. Der Tierexperimentator forscht außerdem vorwiegend an induzierten oder überimpften Tumoren, die nur sehr bedingt oder gar nicht mit den in Jahrzehnten auf plurikausaler-, u.a. auch auf psychischer Basis entstandenen Geschwülsten des Menschen verglichen werden können. Zu bedenken ist ferner, daß die Ernährung der Versuchstiere selbst in der Gefangenschaft um ein vielfaches artgemäßer und vollkommener ist als die denaturierte, minderwertige und falsch programmierte Kost des Mitteleuropäers. Wie problematisch sind unter diesen Umständen die Vergleichsmöglichkeitem? Und schließlich hat der Tierversuch noch seine ethischen Bedenken, die den skrupellosen kommerziellen und auch medizinischen Interessen entgegenstehen. Siehe die Literaturangaben zu 1.1 und 1.2. Es gäbe noch eine Fülle von Einwänden gegen den Stil und das Vorgehen der aktuellen Krebsforschung, insbesondere gegen die opportunistischen Versuchsanordnungen und gegen die Trugschlüsse des "post hoc, propter hoc". Wer diese Schattenseiten der Wissenschaft näher kenenlernen will, dem sei die ebenso alarmierende wie amüsante Lektüre der Bücher von RUESCH [14] und SKRABANEK/McCORMICK [17] empfohlen. Das problematische Thema Krebsforschung schließt mit den Äußerungen einiger onkologisch kompetenter Ärzte, die damit ihrer Erfahrung aus Jahrzehnten der Praxis Ausdruck geben und sich einhellig für eine Blickwinkelerweiterung der allzu einseitig partilularistisch gewordenen Forschung aussprechen. CLAUDIO NICOLINII, ein international anerkannter Wissenschaftler an der Universität Genua, Initiator von Forschungsvorhaben in den USA sowie Herausgeber von Fachbüchern auf dem Gebiet der Molekularbiologie, äußerte sich als Leiter des "NATO Advanced Workshop 1987" in Sizilien zur aktuellen Onkologie, daß dem Krebsproblem nicht dadurch auf die Spur zu kommen sei, daß in immer winzigere Bereiche der Zelle vorgestoßen wird. Wesentlich sei vielmehr das Verständnis für die interzelluläre Kommunikation im gesamten Zellverband. Schuld an der fehlgeleiteten Krebstorschung ist nach NICOLINIs Meinung die Tatsache, daß zu viel Geld in falsche Kanäle fließe. Auf diese Weise werde der Fortschritt in die richtige Richtung nicht nur verzögert, sondern regelrecht blockiert und vereitelt. Der bereits zitierte Biologie- und Ökologieforscher FREDERIC VESTER [18,19,20,21] charakterisiert die aktuelle Situation der - nicht nur medizinischen - Forschung folgendermaßen: "600.000 hochbezahlte Wissenschaftler, deren Forschung jährlich über 50 Milliarden Dollar verschlingt, arbeiten in den USA. Etwa' 100.000 Forscher sind es in der Bundesrepublik, in der insgesamt rund 30 Milliarden DM für Forschung und Entwicklung aufgewendet werden. Sie alle werden von einem fast autonomen Wissenschaftsbetrieb unterhalten und beschäftigt, der ebenfalls immer rascher anwächst. Dies jedoch nicht, weil es so viel mehr zu entdecken gibt, sondern weil es so viele gibt, die dafür bezahlt werden wollen", wie es ERWIN CHARGAFF, einer der großen Nestoren der Biochemie, in seiner Autobiographie ausgedrückt hat. Die Leistung für diese Bezahlung muß belegt werden - "publish or perish“ ist hier das geflügelte Wort, veröffentliche oder geh zugrunde. So quillt Jahr für Jahr eine Flut von über 6 Millionen wissenschaftlichen Arbeiten aller Art aus den unzähligen Forschungslaboratorien der Welt, täglich 17.000 Publikationen, die unsere bisherigen Erkenntnisse mit neuen Daten und Fakten überrollen und von denen jede einzelne das Ergebnis monate- bis jahrelanger intensiver Beschäftigung ist. Was fangen wir mit all diesen Daten an? Wohin fließen sie, wer nutzt sie, wohin führen die Ergebnisse? Offenbar nicht allzu weit. Die Neuentwicklungen überschlagen sich in einem unvorstellbaren Tempo, ohne daß sich durch jene Abertausende von Forschungsergebnissen das Elend auf diesem Planeten verringert. Jahr für Jahr gibt es mehr hungernde und kranke Menschen, Jahr für Jahr mehr Analphabeten, Jahr für Jahr neue Kriege, menschliche Not ohne Ende, bedrohte und vernichtete Natur. Die wissenschaftlichen Bemühungen scheinen irgendwie in eine falsche Richtung zu laufen, eher der Selbstbefriedigung zu dienen als der Befriedigung gesellschaftlicher und gesundheitlicher Belange. So nützlich und lebenserhaltend die bisherige Art des Forschens und Wissens in der Vergangenheit gewesen sein mag, die Erfahrung zeigt, daß sie nicht dazu taugt, uns aus den Problemen der heutigen Situation herauszuführen." Der Wiener Mesenchymforscher ALFRED PISCHINGER [13] kritisiert die Reduzierung der Krebsforschung auf die Zelle und ihre Bestandteile mit folgenden Worten: „Der Zellbegriff ist genau genommen nur eine morphologische Abstraktion. Biologisch-wissenschaftlich kann er nicht ohne das gesamte Lebensmilieu der Zelle gesehen werden.“ WOLF DIETER LUDWIG, als Nichtarzt und literarischer Mitarbeiter von ISSELS [5] ein ausgezeichneter Kenner der Krebsszenerie, schreibt im Vorwort zu seiner hervorragenden Monographie "Krebs - Ausweg aus der Sackgasse“ [11]: "Kein Zweifel: Wir verdanken naturwissenschaftlich-medizinischer Forschung und ethisch fundierter ärztlicher Kunst, daß täglich und überall in der Welt bedrohtes Leben gerettet oder trotz Krankheit lebenswert gestaltet werden kann. Die Bekämpfung von Seuchen oder von Kinderkrankheiten, die Akut- oder Notfallmedizin, bilden sie nicht bewundernswerte Beispiele medizinischen Fortschritts ? Die Kenntnis von unzählbaren wissenschaftlichen Einzelheiten ist jedem von uns längst unfaßbar - immens gewachsen. Hat die Erkenntnis der Zusammenhänge, der lebendigen Verwebungen des jeweils Zusammengehörenden, damit jedoch Schritt gehalten ? Zeigt die physikalisch-chemische Richtigkeit naturwissenschaftlicher Forschungsergebnisse tatsächlich die Wahrheit im lebendigen Ganzen an? Begreift die Naturwissenschaft, begreift die Medizin mit exakter Erforschung und Darstellung linear-analytischer Plus- oder Minusfunktionen, Stimulationen oder Depressionen wahrhaftig die Vorgänge des Lebens? Sind Werden und Vergehen durch naturwissenschaftlich fundierte Machbarkeit zu beweisen? Genügt die Gleichung: Physik + Chemie = Leben ? Das Wesentliche ist unsichtbar. Ist es auch uneinsehbar, unfühlbar?" |
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NEU: www.windstosser-museum.info
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