windstosser.jpg (7805 Byte)

Dr. med. Karl Windstosser zum 85. Geburtstag

Es mag wohl 1968 gewesen sein, als ich Karl Windstosser im Arbeitskreis homöopathischer Ärzte Ostwestfalen-Lippe zum ersten Mal sah, der Beginn einer fruchtbaren Zusammenarbeit und Freundschaft, ein Gewinn für unseren Kreis. Zwar widmete sich der von Süddeutschland nach Bad Salzuflen Zugezogene in erster Linie nach langer Zusammenarbeit mit Prof. Zabel und Dr. Issels der Betreuung Geschwulstkranker, doch das änderte nichts an der hervorragenden Qualität seiner homöopathischen Beiträge, die sorgfältigst vorbereitet waren, klar in Aufbau und Diktion, immer mit Bezugspunkten zu anderen Disziplinen. Er war auch ein guter Zuhörer und konnte durch gezielte Fragen die besten Anregungen geben.

Das war auch kein Wunder, denn dieser Mann, der als Sechziger zu uns kam, hatte bereits ein Leben als homöopathischer Arzt hinter sich, schaute auf eine Ausbildung in der Ärzteschule für Homöopathie in Berlin zurück und hatte in der Poliklinik in der Tauentzienstraße mit den bekannten Kollegen Bastanier, dem älteren und jüngeren Dammholz, Donner, Gisevius, Orlowski, Raabe u. a. gearbeitet sowie die Hahnemannsche Lehre über 50 Jahre in ihrer klassischen Form ausgeübt.
Darüber hinaus hatte er die interessantesten Leute kennengelernt, u. a. den sagenhaften Prof. Enderlein, dessen Endobiontenlehre er uns mehrfach im Arbeitskreis vortrug. Auch in seinem Labor führte er uns die Endobiontendunkelfelddiagnostik vor, zeigte uns den Umgang mit der Spengerlsandiagnostik und lud uns zur Patientendemonstration nach Bad Salzuflen ein.

Wir arbeiteten außer an der Arzneimittellehre und an klinischen Themen regelmäßig am Organon. Das Ergebnis war: "Wenn schon Homöopathie, dann nur die klassische!" Aus diesem Grund, und besonders nach meinem Kontakt mit Raul Gulle, zogen wir regelmäßig das Repertorium hinzu. Daraus entstand letztlich das Bedürfnis nach den 1973 von mir eingerichteten Spiekerooger Wochen für Homöopathie als themenspezifisches Training für ein später zu begründendes Lehrinstitut.
Ein Ergebnis unserer monatlichen Arbeit war eine vom Arbeitskreis getragene Wochenendtagung des LV NRW über die Wechselkrankheiten. Karl Windstosser, dieser universell gebildete Mann, der mit viel Humor und Geistesschärfe immer warmherzig die Mittwochnachmittage mitgestaltete, hatte den Vortrag über die homöopathische Dosierung übernommen. Er leitete ihn mit einem Beispiel von Heyer ein, der einen alten Steineklopfer beschrieb, wie er nach dem ersten Schlag wartete und dann mit dem zweiten Schlag genau das gewünschte Ergebnis erzielte, weil der Stein gerade zur Ruhe gekommen war. Die jungen Steineklopfer, die noch das Warten lernen mußten, erzielten mit viel Kraftaufwand nie den gleichen Effekt. Genauso muß die homöopathische Dosierung sein, ergebnisbezogen, nicht stereotyp.
Windstosser war immer mit von der Partie, auch als nach zehn Jahren gezielter Vorarbeiten 1982 das August Weihe-Institut gegründet wurde, das er tatkräftig als einer der verläßlichsten Freunde mittrug. Neun Jahre, bis 1991, gehörte er dem Vorstand an. Wir baten ihn, als Ehrenmitglied im Vorstand zu bleiben, als er altershalber Entlastung wünschte.

In den letzten 20 Jahren gingen durch seine Praxis über 4000 Schicksale Geschwulstkranker, viele unter ihnen, die von der Klinik als inkurabel aufgegeben worden waren, aber heute noch am Leben sind. Er empfindet es dankbar als eine Gnade, seinen bescheidenen Teil dazu beigetragen zu haben. Seine jetzige Tätigkeit widmet er dem Archiv und der Beratungsstelle für ganzheitliche Onkologie, nachdem er das Werner-Zabel-Institut seinem Nachfolger Dr. Gaschler übertrug. Aus dem ihm reichlich zur Verfügung stehenden Material schreibt er an einem Buch über "Ganzheitsmedizinische Behandlung Krebskranker und Krebsgefährdeter" und leitet seit 1974, nun zum 18. Mal, einen Ärztekurs über dieses Thema auf der Medizinischen Woche in Baden-Baden.

Er blickt auf ein erfülltes und immer noch produktives Leben, und was vielleicht das Schönste ist: ihm gilt unsere ungeteilte Sympathie.

M. v. Ungern-Sternberg

Erfahrungsheilkunde 8/1991
Seite 539


 

 

 


NEU: www.windstosser-museum.info

Zu Fragen über das 
Impressum, die Haftung oder das Copyright 
klicken Sei bitte hier

Copyright © Jörg Rinne, 2015 
www.endobiont.de 
www.joerg-rinne.de.rs